Wir sind Kirche fordert Dialog statt Ausgrenzung im Bistum Regensburg
Von Papst Benedikt XVI. wird nicht erwartet, dass er dem Zeitgeist folgt. Aber er muss zuhören können und in seinem Pontifikat zeitgemäße Antworten auf die drängenden Fragen der Kirche und Gesellschaft geben und zulassen - auf der Grundlage der Heiligen Schrift und des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65), das er als junger Theologe entscheidend mitprägte.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen erwarten sowohl die Christen und Christinnen in Deutschland als auch die Teilnehmenden des katholischen Weltjugendtages zeitgemäße und menschengerechte Antworten in den Fragen von Gerechtigkeit und Frieden, im interreligiösen Dialog und in der Ökumene, in der Frauenfrage, in der Sexualmoral und auf den weltweiten Priestermangel, wenn die römisch-katholische Kirche nicht ihre Zukunftsfähigkeit aufs Spiel setzen will. Diese Reise wird zeigen, wie dialogfähig der neue Papst und die Leitung der römisch-katholischen Kirche derzeit sind.
Nicht vergessen ist aber, wie sehr Ratzinger in seiner Funktion als Präfekt der römischen Glaubenskongregation mehr als 23 Jahre lang Lehrverbote ausgesprochen, die Theologie der Befreiung verurteilt, den Ausstieg der deutschen Bischöfe aus der Schwangerschaftskonfliktberatung erzwungen, Frauen in der Kirche ausgegrenzt und die Ökumene mit den Kirchen der Reformation eingegrenzt hat. Umso genauer werden die Gläubigen hinhören, was er in seinem neuen Amt als Papst in den kommenden Tagen sagen wird, und was nicht.
Der von Kardinal Ratzinger noch kurz vor seiner Wahl angeprangerten"Diktatur des Relativismus" darf nicht mit einer "Diktatur des Dogmatismus und Fundamentalismus" begegnet werden. Dies wiederspräche dem christlichen Menschen- und Kirchenbild. Als Papst darf Benedikt XVI. sich nicht von den Traditionalisten und Reformverhinderern vereinnahmen lassen, wenn er seine Aufgabe als Brückenbauer für die Einheit erfüllen will.
Kein gutes Omen ist allerdings die Tatsache, dass das Treffen mit den Seminaristen ausgerechnet in der traditionalistischen Kölner Opus Dei-Kirche Sankt Pantaleon stattfinden wird. Auch die erst vor wenigen Tagen erfolgte Ankündigung der Ablassgewährung beim katholischen Weltjugendtag ist äußerst problematisch.
Papst Benedikt sollte sich von den verbalen Ausfällen des gastgebenden Kölner Erzbischofs, Kardinal Dr. Joachim Meisner abgrenzen, der seit seiner Ernennung 1989 durch Johannes Paul II. gegen den Willen des Kölner Domkapitels immer wieder für unerträgliche Kontroversen in der Kirche sorgt.
Dem französischen Bischof Jacques Gaillot hatte Meisner im letzten Jahr Auftritte im Kölner Erzbistum untersagt.
Die Begeisterungsfähigkeit junger Menschen, die jetzt aus aller Welt nach Köln kommen, ist ein großes Geschenk für die Kirche. Wie bei den Papstfeierlichkeiten der letzten Monate in Rom besteht aber auch jetzt die große Gefahr des Personenkults und eines gigantischen Medienspektakels, bei dem Begegnung und Glaubenserlebnis zweitrangig werden. Die ständig zunehmende Fixierung auf Amt und Person des Papstes sowie auf die kirchliche Hierarchie entspricht nicht der Botschaft Jesu und kann kein Vorbild für die Jugend sein.
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"Weltjugendtag für alle" und "Wir sind Kirche-Treffpunkt" als kritische Begleitung
Mit dem "Weltjugendtag für alle" (www.wyd4all.org) hat die Wir sind Kirche-JUGEND ein offenes Dialog-Forum während des katholischen Weltjugendtags vom 15. bis zum 21. August 2005 in Köln initiiert. Der "Weltjugendtag für alle" thematisiert die für junge Menschen relevanten Fragen und kirchenkritischen heißen Eisen unserer Zeit, die von dem katholischen Weltjugendtag ausgeschlossen sind. Mit dem "Wir sind Kirche-Treffpunkt" zu Gast im alt-katholischen Gemeindezentrum in der Kölner Innenstadt, Jülicher Straße 28, bietet die KirchenVolksBewegung vom 16. bis 19. August ein offenes Angebot für die in- und ausländischen Gäste mit Workshops, Filmen, Spiritualität und Raum für Begegnung. Bereits beim katholischen Weltjugendtag 2002 in Toronto gestaltete die Wir sind Kirche-Jugend das Programm "Challenge The Church" als kritische Begleitung mit.
Zuletzt geändert am 10.05.2006