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Veröffentlicht am 02­.10.2002

Heiligsprechung Escrivá de Balaguer

Die Heiligsprechung des "Opus Dei" Gründers spaltet die Weltkirche

Pressemitteilung Nr. 24, 2. Oktober 2002 Hannover

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche ist befremdet und empört über die für den 6. Oktober 2002 vorgesehene Heiligsprechung des Gründers des „Opus Dei” („Werk Gottes”), des bereits „seligen” Josemaría Julián Mariano Escrivá de Balaguer y Albás. „Damit wird ein Mann heilig gesprochen, dessen Lebenswandel und Wirken nicht nur innerhalb der katholischen Kirche äußerst umstritten sind”, erklärt die Theologin Dr. Magdalene Bußmann vom Bundesteam der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche. Sein Name stehe für „blinden Gehorsam“ und „heiligen Zwang“, der die Strukturen des von ihm gegründeten sektenhafte Geheimordens prägt, den zudem Frauen- und Sexualfeindlichkeit auszeichnen.

Leben und Wirken dieses Mannes widersprechen genuin christlichen Werten wie Freiheit, Mündigkeit und Gleichberechtigung. Mögen mit der Heiligsprechung lediglich die persönlichen Tugenden dieses Mannes gewürdigt und als vorbildhaft vorgestellt werden, so scheint doch gleichzeitig eine die Kirche polarisierende, bezüglich Mitgliedschaft, Lebensformen und Machtausübung äußerst dubiöse Vereinigung mit der höchsten kirchlichen Ehrung gewürdigt zu werden. Die KirchenVolksBewegung sieht in der Heiligsprechung einen Akt, der wie die umstrittene Seligsprechung Pius IX. theologisch fragwürdig ist und der kirchenpolitisch eine Richtung weist; die den befreienden Impulsen christlicher Botschaft diametral entgegengesetzt ist.

Die umstrittenste Heiligsprechungen in der fast 24-jährigen Amtszeit Johannes Pauls II. verschärft den Konflikt zwischen der am 2. Vatikanischen Konzil orientierten Strömungen und vorkonziliaren restaurativen Strömungen innerhalb der Kirche. Mit 464 Heiligsprechungen hat der jetzige Papst fast doppelt so viele Kanonisierungen vorgenommen wie alle Vorgänger in den vergangenen 400 Jahren. Abgesehen davon, dass das Heiligsprechungsverfahren in einer beispiellosen Geschwindigkeit und abweichend von den üblichen Verfahrensregeln durchgeführt wurde, ist es für viele mündige Christen und Christinnen eine Provokation, wenn der Gründer einer Organisation heilig gesprochen wird, die ein Höchstmaß an Intransparenz auch in ihren finanziellen Verhältnissen praktiziert und in einer erzkonservativen Grundhaltung kirchliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Machtstrukturen beeinflusst und zu durchdringen sucht.

Als Alarmzeichen wertet Wir sind Kirche den stark gestiegenen Einfluss des Opus Dei vor allem im Kardinalskollegium, das den nächsten Papst wählt. Von den derzeit 124 Papstwählern geben sich 21 offen als Freunde des Opus Dei zu erkennen, weitere 31 gelten als Sympathisanten des „Werkes Gottes”, das sich selbst als „Kampftruppe mit straffster Disziplin” bezeichnet und dem Vatikan als „mobiles Corps” zur Verfügung steht.

In Deutschland haben 23 Bischöfe und Weihbischöfe die Heiligsprechung unterstützt, unter ihnen die Kardinäle Meisner (Köln), Wetter (München), Scheffczyk, Degenhardt (Paderborn, inzwischen verstorben), Erzbischof Averkamp (Hamburg, inzwischen emeritiert), die Bischöfe Marx (Trier), Mixa (Eichstätt), Müller (Görlitz), Mussinghoff (Aachen), Lettmann (Münster), Reinelt (Dresden), Schlembach (Speyer) sowie Weihbischof Guggenberger (Regensburg).

Aktueller Buch-Tipp: Peter Hertel: Schleichende Übernahme. Josemaría Escrivá, sein Opus Dei und die Macht im Vatikan. Verlag Publik-Forum, Postfach 2010, 61410 Oberursel, ISBN: 3-88095-119-5


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Zuletzt geändert am 31­.01.2007