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Veröffentlicht am 27­.10.2009

10 Jahre Erklär. Rechtfertigungslehre

Wir sind Kirche: „Der Einigung in der Rechtfertigungslehre müssen konkrete Schritte in der Ökumene folgen!“

Pressemitteilung München/Augsburg, 27. Oktober 2009

Mahnwache „Wider die Resignation in der Ökumene“ am Samstag, 31. Oktober 2009 in Augsburg

Mit sieben Thesen „Wider die Resignation in der Ökumene“ appelliert die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche anlässlich des 10. Jahrestages der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (GER) an die Kirchenleitungen, weitere „Gemeinsame Erklärungen“ zur Ämterfrage und zum Herrenmahlsverständnis vorzubereiten und der Ökumene oberste Priorität einzuräumen.

Die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche wird die Feierlichkeiten am Samstag, 31. Oktober 2009 durch eine Mahnwache in Augsburg ab 8:15 Uhr gegenüber dem Rathaus (Haupteingang) und ab 13:15 Uhr vor dem Dom (Brunnen) begleiten. Hierzu sind alle Christinnen und Christen herzlich eingeladen. (siehe Text des Aufrufs am Ende)

Es war ein Moment von welthistorischer Bedeutung, als am 31. Oktober 1999 in einer bewegenden Zeremonie in Augsburg Vertreter des „Lutherischen Weltbundes“ und des „Vatikanischen Rates für die Einheit der Christen“ die Beurkundung vollzogen. Beide Kirchen erklärten damals, dass sie in den Grundwahrheiten des Glaubens übereinstimmen, die gegenseitigen Lehrverurteilungen nun gegenstandslos und die Verständnisse der Rechtfertigung zwar unterschiedlich, aber nicht kirchentrennend sind. Der Weltrat methodistischer Kirchen schloss sich im Jahr 2006 der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ an.

Doch die Erwartungen, dass die von Augsburg ausgehende Botschaft zur Entfaltung gebracht und damit zu weiteren ökumenischen Fortschritten auf dem Weg zu versöhnter Kirchengemeinschaft führen würde, erfüllten sich nicht. Den brüderlichen Umarmungen der Kirchenführer folgten keine Konsequenzen. Die theologischen Erkenntnisse wurden von den Kirchenleitungen nur unzureichend rezipiert.

Vollends Ernüchterung brachte die im Jahr 2000 von der römischen Glaubenskongregation unter Joseph Ratzinger verfasste Erklärung „Dominus Iesus“, in der den aus der Reformation des 16. Jahrhunderts hervorgegangenen Kirchen das Kirchesein abgesprochen wurde. Dies bekräftigte die römische Glaubensbehörde – nun unter Papst Benedikt – im Juli 2007. So beschränkt sich der gegenwärtige Umgang der beiden Kirchen auf der Leitungsebene mit der Schärfung des je eigenen Profils. Die Folge ist, dass die Ökumene im Zustand der Stagnation und des Rückschritts verharrt. Augenscheinliches Beispiel ist die zwar begonnene, jedoch wieder eingestellte Arbeit an einer gemeinsamen Bibelübersetzung.

Auch auf die Abendmahlsfrage hätte sich die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ theologisch zwingend auswirken müssen. Doch welche Verhärtungen vor allem auf römisch-katholischer Seite noch zu überwinden sind, zeigen die hohen Strafen gegen die beiden Priester, die an den Gottesdiensten am Rande des 1. Ökumenischen Kirchentages 2003 in der Berliner Gethsemane-Kirche mit gegenseitiger Gastfreundschaft bei Eucharistie und Abendmahl beteiligt waren. Die Suspendierung vom Priesteramt und der Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis für Prof. DDr. Gotthold Hasenhüttl durch den damaligen Trierer Bischof und heutigen Münchner Erzbischof Dr. Reinhard Marx bleiben in schmerzlicher Erinnerung.

Die jetzigen Ermahnungen, Vertröstungen und Geduldsappelle der Kirchenleitungen sind theologisch fragwürdig und enttäuschen das Kirchenvolk immer mehr. Mit der großen Mehrheit der Gläubigen erwartet Wir sind Kirche, dass alle Fragen der Ökumene und auch die Frage nach der gemeinsamen Mahlfeier auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München behandelt werden, wenn dessen Leitwort „Damit ihr Hoffnung habt“ nicht Makulatur bleiben soll.

Das theologisch und pastoral wohl begründete Drängen des Kirchenvolkes zur Einheit der Christenheit wird immer deutlicher spürbar. Jenseits aller Klärungsbedürftigkeit dürfen konfessionelle Rahmenbedingungen schon jetzt nicht mehr zu wechselseitiger Ausgrenzung in der Mahlgemeinschaft führen. Denn als Gerechtfertigte vor Gott und getauft auf seinen Namen sind alle von Jesus selbst zu Tisch geladen, um das Mahl „zu seinem Gedächtnis“ zu feiern.


Aufruf zur Mahnwache

Augsburg ist seit Jahrhunderten eine Stadt des Friedens und der Ökumene. Dieses Erbe verpflichtet uns, die Weggemeinschaft der evangelischen und katholischen Christinnen und Christen zu begleiten und zu stärken. Deshalb ruft die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche aus Anlass des 10. Jahrestages der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ zu einer Mahnwache auf, um den Ökumenischen Dialog wieder zu intensivieren und ein Signal gegen die Inaktivität der Kirchenleitungen zu setzen.

„500 Jahre Kirchenspaltung sind genug“
„Familienzusammenführung am Tisch des Herrn“

1. Mahnwache:
Samstag, 31. Oktober 2009, 8.15 Uhr gegenüber dem Rathaus Haupteingang
2. Mahnwache:
Samstag, 31. Oktober 2009, 13.15 Uhr vor dem Dom (Brunnen)

Zu dieser Mahnwache sind alle an der Ökumene interessierten Christinnen und Christen herzlich eingeladen. Setzen Sie ein persönliches Zeichen durch Ihre Teilnahme!


> 7 Thesen „Wider die Resignation in der Ökumene“

> Wir sind Kirche-Pressemitteilung "Der Einigung in der Rechtfertigungslehre müssen konkrete Schritte in der Ökumenischen Mahlgemeinschaft folgen" (26. Oktober 1999)

> mehr zum Thema "Ökumene"

Kontakt:

Herbert Tyroller (Wir sind Kirche im Bistum Augsburg)
Tel: 0821-40 77 66 oder mobil 0160-2 37 77 30
tyroller@augustakom.net

Christian Weisner (Wir sind Kirche-Bundesteam)
Tel: 08131-26 02 50 oder mobil 0172-5 18 40 82
weisner@wir-sind-kirche.de

Sigrid Grabmeier (Wir sind Kirche-Bundesteam)
Tel: 0991- 29 79 585 oder mobil 0170-8 62 62 90
grabmeier@wir-sind-kirche.de







Press release Munich/Augsburg, 27 October 2009

We are Church: ‘Agreement in the Doctrine of Justification must be followed by real steps in ecumenism!’


Silent vigil ‘Against resignation in ecumenism’ on Saturday, 31 October 2009 in Augsburg On the occasion of the 10th anniversary of the signing of ‘Joint declaration on the Doctrine of Justification’ and based on seven propositions ‘Against resignation in ecumenism’ the reform movement We are Church appeals to the church leaderships to prepare more ‘Joint declarations’ to the question of ministry and to our understanding of the Lord’s supper and give ecumenism the highest priority.

The catholic reform movement We are Church will accompany the ceremonies on Saturday, 31 October 2009 through a silent vigil in Augsburg starting at 8:15 across from the town hall (main entrance), and starting at 13:15 in front of the cathedral (fountain). All Christians are invited.

It was a moment of historic proportions for the world when, in a moving ceremony on 31 October 1999, representatives from the ‘Lutheran World Federation’ and from the ‘Vatican Council for Promotion of Christian Unity’ signed the agreement. At the time both churches declared that they are in agreement about the basic truths of the faith, that the reciprocal condemnations of the past are now invalid, and that the respective understandings of justification, though different, are not divisive for the churches. In 2006 the World Council of Methodist Churches joined in the ‘Joint declaration on the Doctrine of Justification’.

However, expectations that the message emanating from Augsburg would fully unfold and lead to further progress in ecumenism on the road to full church communion were not fulfilled. The brotherly embracements of the church leaders did not translate into real consequences. The theological insights were not wholeheartedly received by the church leaderships.

Disillusionment was complete with Joseph Ratzinger’s declaration ‘Dominus Iesus’ published in 2000 by the roman Congregation for the Doctrine of the Faith in which he says that the churches that developed from the reformation in the 16th century are not churches in the proper sense. The Congregation – now under Pope Benedict – reinforces this in July 2007. Thus the current engagement of the two churches on the leadership level is restricted to further delineating their respective separate profiles, and in the wake ecumenism is poised to remain in a state of stagnation and regression. An example in point is the started but later terminated effort to arrive at a common translation of the Bible.

Theologically, the ‘Joint declaration on the Doctrine of Justification’ should also have had a compelling effect on the Eucharist. However there are still many hardened issues to be overcome, in particular on the roman-catholic side, and this is nowhere seen more clearly than in the drastic penalties handed to the two priests who had participated in the Eucharistic services and the Lord’s supper in Gethsemane church in Berlin during the 2003 Ecumenical Church Convention. Suspension from the priestly ministry and withdrawal of the church’s licence to teach from Prof. DDr. Gotthold Hasenhüttl by the then Bishop of Trier and current Archbishop of Munich Dr. Reinhard Marx are in painful memory.

The current admonitions, empty promises and appeals to be patient from the church leaderships are theologically suspect and more and more disappointing for the people in the church. Together with the vast majority of the faithful We are Church expects that questions surrounding ecumenism and also the question regarding the common celebration of the Lord’s Supper will be discussed during the 2nd Ecumenical Church Convention 2010 in Munich if its motto ‘That you may have hope’ is not to remain an empty and hollow phrase.

Contact: Christian Weisner
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Zuletzt geändert am 30­.10.2009