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Veröffentlicht am 10­.06.2014

10.6.2014 - Neue Westfälische

Erzbischof weiht fünf Priester

Becker predigt Einsatz mit Herz und Verstand / „Wir sind Kirche“ fordert Reformen


Foto "Neue Westfälische/Ingo Kalischek"

Paderborn (ik/NW). Erzbischof Hans- Josef Becker hat am Samstag vor Pfingsten fünf Männer im Hohen Dom zum Priester geweiht. Während im Dom die Weihezeremonie ablief, protestierten draußen vor dem Dom Mitglieder der Reformgruppe „Wir sind Kirche“.

Familienmitglieder der Weihekandidaten sowie Gläubige aus den Heimat- und Diakonatsgemeinden nahmen an der festlichen Weiheliturgie am Vigiltag von Pfingsten teil. Hierbei sagte Becker, Aufgabe eines Priesters sei es, den Menschen Jesus Christus zu geben. Ein Priester sei nicht für sich, sondern vielmehr für Andere geweiht. Ein Mensch trete in den priesterlichen Dienst ein, weil er Gott für sich gefunden habe und sich von ihm gedrängt fühle, diesen Glauben weiterzugeben, sagte Becker zu den Weihekandidaten. Dabei sei klar: „Ihr könnt nur weitergeben, was Ihr selber gekostet, für gut und echt befunden habt und was Euch selbst aufbaut und trägt.“ Für eine Gemeinde sei im Hinblick auf einen Priester zentral,„wenn sie spürt, dass er vertraut ist mit Gott und hinter dem steht, was er sagt, und überzeugt ist und bemüht ist, danach zu leben“. Glaube und Gottverbundenheit müssten sich ausdrücken in der ganzen Person eines Priesters, in Herz und Verstand.

Zu Beginn legten die Weihekandidaten vor Erzbischof Becker ihr Versprechen ab. Sie erklärten, das Priesteramt als zuverlässige Mitarbeiter des Bischofs auszuüben und versicherten, für die ihnen anvertraute Gemeinde zu beten, Armen, Kranken, Heimatlosen undNotleidenden zu helfenund ein Leben in enger Christus- Verbundenheit zu führen.

Während des Gebets der Gottesdienstteilnehmer für die Weihekandidaten legten sich die Priesteramtskandidaten flach auf den Boden des Altarraums im Dom. Diese Geste bringt den Willen und die Bereitschaft der Weihekandidaten zum Ausdruck, sich Gott in Jesus Christus ganz zu übergeben. Nach der Allerheiligenlitanei legte Erzbischof Becker jedem Weihekandidaten schweigend die Hände auf den Kopf und erbat für ihn Kraft und Vollmacht Gottes. Danach legten auch die zahlreich anwesenden Priester ihren neuen Mitbrüdern die Hände auf, zum Zeichen ihrer Aufnahme in die Gemeinschaft der Priester. Im Anschluss sprach Erzbischof Becker das Weihegebet, das das Sakrament der Priesterweihe vollendet.

Von ihren Heimatpfarrern bekamen die Neupriester ihre priesterlichen Gewänder angelegt: Stola und Messgewand. Erzbischof Becker salbte den Neugeweihten die Hände mit heiligem Chrisam-Öl. Schließlich überreichte er den Neupriestern Brot in einer Hostienschale und Wein in einem Kelch als Zeichen für den Auftrag, die Eucharistie zu feiern. Die Schale und den Kelch hatte Becker am Freitagabend in der Kirche des Erzbischöflichen Theologenkonvikts Collegium Leoninum gesegnet: Die fünf jungen Priester werden diese zukünftig bei der Feier der Eucharistie verwenden.

Vertreter der Reformgruppe „Wir sind Kirche“, die teilweise bereits seit 1995 jedes Jahr zur Priesterweihe nach Paderborn kommen, machten vor dem Dom mit großen Plakaten auf ihre Anliegen aufmerksam. „Unsere Hauptforderung ist die, dass nicht nur zölibatäre Männer, sondern auch verheiratete Männer und Frauen Priester werden dürfen“, sagte Sprecher Manfred Dümmer. Der Bielefelder fordert zudem „generelle Reformen“ in der Kirche: „Bei den geplanten großen Pastoralen Räumen geht der persönliche Kontakt verloren. Deshalb sind wir dagegen.“

Auch die vielfältigen Aufgaben der Priester seien laut Dümmer nicht mehr leistbar: „Die Priester sind mit ihren vielen Aufgaben überfordert, deshalb scheiden viele von ihnen frühzeitig aus. Es sollte mehr Verantwortung an Laien übertragen werden, auch bei der Leitung von Kirchengemeinden.“ In diesem Jahr wurde Dümmer von fünf weiteren „Wir sind Kirche“-Mitgliedern begleitet, um im Rahmen der Priesterweihe Transparenz für ihre Anliegen zu zeigen.

Die Reaktionen der Menschenseienüberall die Jahre sehr unterschiedlich. „Einige werfen uns vor, dass wir mit unserem Protest den schönsten Tag im Leben eines Priesters zerstören; andere gratulieren uns und finden es toll, dass wir unsere Anliegen publik machen“, sagt Dümmer. Die Priesteramtskandidaten wären meist schon im Vorfeld über den Protest der Reformgruppe informiert und würden diesen akzeptieren. „Wir gratulieren den neuen Priestern ausdrücklich zur Weihe. Unser Protest richtet sich nicht gegen sie, sondern gegen allgemeine kirchliche Regelungen“, betont Dümmer.

Zuletzt geändert am 21­.07.2014