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Veröffentlicht am 03­.06.2014

Juni 2014 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Mit Dialogen Brücken bauen!

„Mit Christus Brücken bauen“ war das Leitwort des 99. Katholikentages, der Ende Mai in Regensburg Zehntausende in der Donaustadt versammelt hat. Wenn es sie nicht schon geben würde, müsste man sie schleunigst erfinden: Katholikentage als Dialogforen über die Fragen nach Gott, den Weg Kirche und die Probleme der Welt. Katholikentage in Deutschland haben – wenn auch noch nicht in dieser Größe und gesellschaftlichen Breite – eine Tradition seit 1848, eng verbunden mit der Demokratisierung der Gesellschaft. Und sind sogar noch etwas älter als die Deutsche Bischofskonferenz.

Katholikentage sind Ausdruck eines selbstbewussten Laienkatholizismus, heißt es auf der Webseite des Zentralkomitees der deutschen der Katholiken (ZdK), dem Veranstalter der Katholikentage. Aber auch der gastgebende Bischof entscheidet mit, was zu Spannungen führen kann.

Die Einladung nach Regensburg hatte – was viele verwunderte – Bischof Gerhard Ludwig Müller ausgesprochen, noch bevor er als weltweiter Glaubenswächter nach Rom berufen wurde. Sein Nachfolger Bischof Rudolf Voderholzer ist für das ZdK wohl ein etwas einfacherer Gastgeber als Müller. Aber Voderholzer versuchte zunächst, den Regensburger Katholikentag auf gesellschaftliche Fragen („ad extra“) einzugrenzen. Doch was wäre ein Treffen mit Katholikinnen und Katholiken aus ganz Deutschland, wenn nicht auch über die drängenden innerkirchlichen Fragen („ad intra“) gesprochen und debattiert werden dürfte? Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil darf doch die Mündigkeit der „Laien“ nicht an der Kirchentür enden!

1980 war es noch notwendig, „Katholikentage von unten“ ins Leben zu rufen. Viele Jahre lang war das die einzige Möglichkeit, Personen und Themen, die innerhalb der Kirche ausgegrenzt waren, Gehör zu verschaffen. Über die Jahre haben sich aber die Katholikentage geöffnet. Reformgruppen wie die „Initiative Kirche von unten“, „Leserinitiative Publik Forum“ oder „Wir sind Kirche“ können jetzt innerhalb des Katholikentagprogramms mitwirken. Doch für Helmut Schüller von der Pfarrerinitiative, den aus der Kirche ausgetretenen Eugen Drewermann oder katholische Priesterinnen gibt es noch immer keinen Platz. So haben die Reformgruppen auch in Regensburg ein unabhängiges Ergänzungsprogramm auf die Beine stellen müssen: den „Katholikentag Plus“.

Es wird wohl noch eine Zeit dauern, bis Katholikentage wirklich „katholisch“, also „umfassend“ werden und mit unzensierten Dialogen neue Brücken bauen. Der Dritte Ökumenische Kirchentag wird, wie kürzlich mitgeteilt wurde, „aus organisatorischen Gründen“ frühestens 2021 stattfinden können.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 03­.06.2014