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Veröffentlicht am 20­.10.2011

20.10.2011 - Allgäuer Zeitung

Nachdenken über die Zukunft der Kirche

Christen thematisieren Priestermangel und die Bedürfnisse der Basis der Gemeinden „Quo vadis? Kirche – Wohin gehst Du?“ – diese Frage stand im Mittelpunkt eines gut besuchten Gesprächsabends der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Pfarrsaal Heilige Familie in Kaufbeuren. KAB-Vorsitzender Hans Reich zeigte einleitend die pastorale Raumplanung 2025 der Diözese Augsburg mit dem Hinweis auf, dass die Diözese vor großen Veränderungen und Herausforderungen stehe, vor allem wegen der zurückgehenden Zahl der Priester als auch der pastoralen Mitarbeiter. Reich machte deutlich, dass sich diese Frage in der bedrückenden Situation einer schleichenden Entfremdung immer mehr Gläubigen in den Pfarrgemeinden stelle. Anderseits sei die religiöse Sehnsucht in der zunehmend säkularisierten Gesellschaft groß.

Allerdings seien viele Menschen in der Kirche nicht überzeugt, dass unter dem Druck des Priestermangels größere Seelsorgeeinheiten "sogenannte XXL-Pfarreien" der richtige Weg seien. Laszlo Kasztner, früherer Pfarrgemeinderatsvorsitzender von St. Martin in Kaufbeuren, erinnerte an die Vision des Zweiten Vatikanischen Konzils vom "mündigen Christen, der am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Gesellschaft Anteil am gemeinsamen kirchlichen Dienst inmitten der Welt" habe. Dieser missionarische Impuls sei gerade heute, in einer nicht zu leugnenden kirchlichen Krise, wichtiger denn je. Kasztner rief dazu auf, sich von der Vision einer lebendigen Kirche ergreifen zu lassen.

Franziska Dietmann, Oberministrantin in St. Ulrich in Kaufbeuren, zeigte auf, was sie und andere Jugendliche motiviert, sich in eine aktive Pfarrgemeinde einzubringen. Sie brachte ihre Sorgen darüber zum Ausdruck, dass zukünftig vielleicht kein Pfarrer mehr in der Gemeinde sei.

Bisher werde Gemeinde gelebt. In großen Seelsorgeeinheiten sei die Gefahr groß, dass persönliche Bindungen verloren gehen. Der Marktoberdorfer Wilhelm Müller von „Wir sind Kirche“ verwies auf die Würzburger Synode 1975. Mit dieser sollten die Erneuerungsimpulse des Zweiten Vatikanischen Konzils in Deutschland verwirklicht werden. Müller bedauerte, dass „wir in der Kirche weit hinter die Dialogkultur der Würzburger Synode und des Konzils zurückgefallen“ seien.

Sebastian Zajicek, vom BDKJ (Bund der deutschen katholischen Jugend), Stadtteam Kaufbeuren, machte deutlich, dass er einen offenen und ehrlichen Dialog über die drängenden Fragen der Kirche vermisse. Die Jugend sehne sich nach einem Dialog, in dem sie sich offen zu zukunftsweisenden Fragen der Kirche einbringen könne. In der Diskussion wurde deutlich, dass engagierte Christen die Stärke der Kirche in kleinen Einheiten sehen. „Der Weg der Kirche ist und bleibt der Mensch“, machte eine Diskussionsteilnehmerin deutlich.

http://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/kaufbeuren/Kaufbeuren-zukunft-christen-priester-mangel-Nachdenken-ueber-die-Zukunft-der-Kirche;art2759,1030757

Zuletzt geändert am 21­.10.2011