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Veröffentlicht am 07­.10.2011

7.10.2011 - Publik-Forum

Kirchenaufbruch im Süden

Fünf neue Reforminitiativen arbeiten in Württemberg

von Thomas Seiterich

Initiative Pro Concilio, forum thomas, Kirche im Dialog, Kirche in Bewegung und Zukunft der Kirche – dies sind die Namen von fünf neuen katholischen Kirchenreformgruppen im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Aus Anlass des Papstbesuchs sind sie erstmals an die Öffentlichkeit getreten, gemeinsam mit der schon älteren, seit 1996 bundesweit arbeitenden Kirchenreformbewegung Wir sind Kirche. Sie treten selbstbewusst auf. Der Ort ihrer Pressekonferenz: das Haus der Kirche in der Stuttgarter Königstraße, die gute Stube des Bistums. Früher hätten Reforminitiativen vermutlich in Vorstadt-Gemeindezentren geladen. Der Auftritt der neuen Reformer macht deutlich: Sie kommen aus der aktiven Mitte der Pfarreien, nicht vom »linken Rand« der Kirche. Ihnen ist eine persönliche, befreiende Spiritualität ebenso wichtig wie glaubwürdigere Strukturen im Alltagsleben der Kirche.

Entstanden sind die neuen Reformgruppen aus dem Entsetzensschock über die sexuellen Missbrauchsverbrechen von Priestern, die Anfang 2010 von dem couragierten Berliner Jesuitenpater Klaus Mertes ans Licht gebracht wurden. Hinzu kommt der Frust, der aus der jahrzehntelangen Reformverweigerung Roms und der deutschen Bischöfe resultiert. Letztes Jahr traten deshalb über 180000 Katholiken aus der Kirche aus. Die neuen Reformgruppen gehen einen gänzlich anderen Weg:

Kirche im Dialog in Böblingen: Die Gruppe macht die befreiende Botschaft des Evangeliums heutigen Menschen zugänglich. Dazu trifft sie sich regelmäßig zum Reformgebet und zu Vorträgen. Sie setzt sich für Reformanliegen ein wie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche, die Entkoppelung von Priesteramt und Zwangszölibat sowie die Zulassung von Evangelischen und von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion.

Das forum thomas in Göppingen bildet einen Ort für Christen, die die Kirche für »frag-würdig« halten. Gefragt wird, was an der Kirche zeitbedingt und überlebt ist und was zum Wesen der Kirche zählt. Mit Absicht wählt die Gruppe den Zweifler-Apostel Thomas zum Namenspatron.

Die Initiative Pro Concilio aus Esslingen kämpft – mit zahlreichen kirchlichen Hauptamtlichen – für eine konsequente Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die nötigen Reformen tragen für sie strukturelle, pastorale und spirituelle Züge.

Kirche in Bewegung in Asperg und im Raum Ludwigsburg lädt regelmäßig ein zu Reformgebeten. Mit Mahnwachen und Unterschriftensammlungen wirbt die Gruppe für die Abschaffung des Zwangszölibats, die Zulassung von Frauen fürs Priesteramt.

Kontakt: wolfgangkramer49@aol.com

Zuletzt geändert am 10­.10.2011