| |
Veröffentlicht am 29­.11.2008

29.11.2008 - AP

HIV-Infizierte in Deutschland leben immer länger

Im Vergleich zu 1997 acht Lebensjahre mehr - 70 Prozent weniger Krankenhausbehandlungen - Aber mehr Neuinfektionen

Von Matthias Armborst

Frankfurt/Main (AP) Dank neuer Wirkstoffe und der Kombination verschiedener Therapien leben HIV-Infizierte in Deutschland immer länger. Seit Ende der 90er Jahre stieg das durchschnittliche Sterbealter der Patienten um acht Jahre, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Vielleicht auch wegen dieser positiven Entwicklung werden die Menschen beim Sex aber wieder unvorsichtiger: Die Zahl der registrierten Neuinfektionen ist zuletzt gestiegen. Das durchschnittliche Sterbealter von Aids-Kranken lag 2007 bei 50,0 Jahren, wobei Frauen im Schnitt 49,4 Jahre und Männer 50,1 Jahre alt wurden. 1997 waren Patienten im Schnitt noch mit 42 Jahren gestorben.

Anlass der Mitteilung ist der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Im Jahr 2007 starben noch 461 Menschen an den Folgen der Immunschwächekrankheit, 43 weniger als im Jahr zuvor. Betroffen waren insbesondere Menschen zwischen 25 und 65 Jahren. 81 Prozent der Toten waren männlich. Bundesweit wurden 1.822 an Aids erkrankte Patienten im Krankenhaus behandelt und entlassen.

Verglichen mit dem Jahr 2000 ging die Zahl um 4.090 Personen zurück - ein Rückgang um fast 70 Prozent. Allerdings stieg 2007 die Zahl der registrierten Neuinfektionen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 100 Fälle auf knapp 2.800, wie das Bundesamt unter Berufung auf Daten des Robert-Koch-Institutes (RKI) schrieb. Die Zahl der gemeldeten HIV-Neudiagnosen verdoppelte sich laut RKI damit seit 2001 nahezu. Im laufenden Jahr infizieren sich RKI-Schätzungen zufolge etwa 3.000 Menschen neu mit HIV. Experten zufolge werden rund 90 Prozent der HIV-Infektionen sexuell übertragen.

Bisher rund 27.000 Aids-Tote in Deutschland

Insgesamt leben derzeit deutlich mehr als 60.000 mit HIV infizierte Menschen. Seit Beginn des ersten dokumentierten Falls in Deutschland im Jahr 1982 sind laut den Statistikern rund 27.000 gestorben. Weltweit schätzte UNAIDS - das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen zu HIV/Aids - die Zahl der 2007 an AIDS Verstorbenen auf etwa zwei Millionen Erwachsene und Kinder. Mit dem Virus infiziert waren schätzungsweise 33 Millionen bei 2,7 Millionen Neuinfektionen im Jahr 2007. Am schwersten von der Epidemie betroffen ist nach wie vor Afrika: 1,5 Millionen oder 75 Prozent der weltweit geschätzten Todesfälle entfielen 2007 allein auf die afrikanischen Länder südlich der Sahara. 22 Millionen oder 67 Prozent aller weltweit HIV-infizierten Erwachsenen und Kinder leben dort. Auf die Leiden in Entwicklungsländern machte auch das Kinderhilfswerk UNICEF aufmerksam. Täglich sterben demnach weltweit etwa 800 Kinder an den Folgen von Aids. Die Organisation forderte deswegen mehr Test- und Behandlungsmöglichkeiten für bedrohte Neugeborene in Entwicklungsländern.

Nachahmermedikamente aus Indien

Die Kindernothilfe warnte, neue Patente könnten ab dem kommenden Jahr die Produktion von bezahlbaren Medikamenten für aidskranke Kinder gefährden. Mit günstig hergestellten Nachahmer-Produkten aus Indien würden derzeit noch große Teile Afrikas versorgt. Dies könnte sich dramatisch ändern, wenn drei große Pharma-Unternehmen 2009 ihre Patentrechte durchsetzten.

Die Kirchenvolksbewegung «Wir sind Kirche» verlangte von Papst Benedikt XVI., das absolute Kondomverbot aufzuheben und nicht mehr nur Enthaltsamkeit zu fordern. Auf die Immunschwächekrankheit müssten differenzierte Antworten gefunden werden.

Zuletzt geändert am 29­.11.2008