Ida Raming
Frauen als Diakoninnen - der lange Kampf um ein Diakonat für Frauen in der katholischen Kirche
Seit langem tobt der Kampf um Zugang von Frauen zum Diakonatsamt in der katholischen Kirche, – und noch immer sind Frauen von diesem Amt ausgeschlossen!
Im Grunde ist das beschämend für die Leitung der Kirche; denn schon in der frühen Kirche gab es nachweislich dieses Amt für Frauen, wie aus Texten des NT hervorgeht: „Ich empfehle Euch unsere Schwester Phöbe, die als Diakonin in der Gemeinde Kenchreä arbeitet, dass ihr sie im Herrn aufnehmt, wie es sich für Heilige geziemt....“ (Röm 16,1).
Bereits in der frühen (und später auch in der mittelalterlichen) Kirche wurde dieses Amt jedoch sehr bald aufgrund der damals (und noch bis heute!) verbreiteten patriarchalischen Gesinnung für Frauen angefochten.
Das geht aus Quellen des kirchlichen Rechts im Corpus Iuris Canonici, näherhin aus dem 1. Teil des Corpus, dem „Decretum Grationi“, hervor.
Ein bekannter Rechtsgelehrter des Mittelalters: Johannes Teutonicus behauptete nämlich: die Frau sei um ihres Geschlechtes willen nicht ordinationsfähig,
Diese Meinung blieb allerdings, wenngleich sie vermutlich die vorherrschende Meinung seiner Zeit war, nicht völlig unwidersprochen; das geht aus den abschließenden Ausführungen zu C. 27 q. 1 c. 23* (Kommentar zum Decretum Gratiani) hervor, wo es heißt:
„Alii (d.h. diejenigen, die nicht die Meinung des Johannes Teutonicus vertreten), bekennen jedoch, dass eine Ordensfrau sehr wohl gültig ordiniert werden kann, (dicunt, quod si Monialis ordinetur, bene recipit characterem (ordinis): quia ordinari (quaestio) facti est et post baptismum quilibet potest ordinari) - denn aufgrund der erfolgten Taufe kann jede (geeignete) Person gültig ordiniert werden.“
(zum Beleg für diese Aussage, wird auf folgenden Beschluss des Konzils von Chalcedon verwiesen:
(*Wortlaut von C. 27 q. 1 c. 23 (Decretum Grationi) – Beschluss des Konzils von Chalcedon (451 n. Chr.):
„Zur Diakonisse soll keine Frau geweiht (ordinari) werden, bevor sie 40 Jahre ist, und dann erst nach sorgfältiger Prüfung. Wenn sie aber, nachdem sie die Weihe empfangen und einige Zeit lang ihr Amt ausgeübt hat, heiratet, die Gnade Gottes geringschätzend, so soll sie, zusammen mit dem, der mit ihr die Ehe eingegangen ist, mit dem Bann belegt werden.“)
Unabdingbare Voraussetzung für die gültige Ordination ist nach dieser - dem traditionellen Denken entgegengesetzten - Auffassung nicht das männliche Geschlecht, sondern allein die Taufe!
Und heute?
Noch immer ist die Frau in der katholischen Kirche vom Diakonats- und Priesterdienst ausgeschlossen, obwohl es im CIC heißt:
can 849 (CIC/1983):
„Die Taufe ist die Eingangspforte zu den Sakramenten; ihr tatsächlicher Empfang oder wenigstens das Verlangen danach ist zum Heil notwendig;
durch sie werden die Menschen von den Sünden befreit, zu Kindern Gottes neu geschaffen und, durch ein untilgbares Prägemal Christus gleichgestaltet, der Kirche eingegliedert“ ; (…)
Dieser canon 849 CIC widerspricht eindeutig dem c. 1024/CIC :
„Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann.“
Warum wird das nicht längst eingesehen und beachtet?
Frauen fragen sich mit Recht: „Ist die Taufe von Frauen etwa weniger wert als die der getauften Männer?“ -
Dagegen spricht aber Gal 3,26-28:
„Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus ('als Gewand') angezogen. Es gibt daher nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid „einer“ in Christus“...
Das leider – besonders im Vatikan und darüber hinaus - noch immer vorherrschende antichristliche patriarchalische Denken verhindert den so notwendigen Fortschritt, der von Jesus Christus her für die Kirche jedoch geboten ist!
Vgl. dazu: Mk 10, 42ff: Jesus sagt: „Ihr wisst, dass die Herrscher der Völker diese knechten und dass die Großen sie ihre Macht fühlen lassen: Nicht so soll es unter euch sein, vielmehr, wer unter euch groß sein will, sei euer Diener, und wer unter euch der Erste sein will, sei euer Knecht. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben als Lösepreis für viele zu geben...“ (s. auch Mt 20, 25).
Ida Raming: „Der Ausschluss der Frau vom priesterlichen Amt. Gottgewollte Tradition oder Diskriminierung? (1973)
Seite 115 s. auch S. 164;
jetzt in 3. Auflage veröffentlicht (Lit Verlag 2021).
Ida Raming, Dr. theol., September 2021;
überarbeitet und ergänzt (März 2025). veröffentlicht in „Kirche In“ Juli-Ausgabe 2025
Zuletzt geändert am 09.12.2025


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