Gottesdienst – zwischen Magie und christlichem Glauben
Mit einem anspruchsvollen, lebendigen Dialogvortrag, der von den Anwesenden mit zahlreichen Wortmeldungen und Zwischenfragen gut aufgenommen wurde, griff der Regensburger Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. August Jilek das ihm gestellte Thema auf: Gottesdienst – zwischen Magie und christlichem Glauben.
Ausgehend von der vom 2. Vatikanischen Konzil 1963 verabschiedeten Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium (SC)“ wies der Referent anhand zahlreicher Beispiele auf die vielfachen Veränderungen durch die Liturgiereform hin. So klärt das Konzil darüber auf, dass Christus nicht nur in den liturgischen Handlungen gegenwärtig ist, sondern immer wo Kirche sich versammelt.
SC Art. 7: „Gegenwärtig ist Christus schließlich, wenn die Kirche betet und singt, er, der versprochen hat: ‚Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen’ (Mt 18,20)“.
Gegenwart des Herrn ist ein Ereignis, das allen Formen christlichen Gottesdienstes gemeinsam ist, sei es Messfeier, Morgen- oder Abendlob, Tauffeier oder so genannte „priesterlose“ Gottesdienste. Auf die Versammlung der Kirche weist Prof. Jilek besonders hin. Steht im Römischen Messbuch von 1570 noch: „Der Priester begibt sich nach seiner Vorbereitung zum Altar…“ heißt es im Messbuch von 1975/1988: „Die Gemeinde versammelt sich. Darauf tritt der Priester an den Altar…“
Prof. Jilek: „Deutlicher könnte die neue Messordnung gar nicht sagen, dass die Liturgie mit der Versammlung der Kirche vor Ort – also der jeweiligen Pfarrgemeinde – beginnt, und dass alles innerhalb dieser Versammlung geschieht und Teil derselben ist, was jene tun, die darin einen besonderen Dienst wahrnehmen. Die zur Liturgie versammelte Kirche ist immer eine Versammlung mit und um Jesus Christus. Deshalb schließen Gebete mit der Wendung „Durch Christus unseren Herrn“ oder einer ähnlichen Formulierung. Wer also ist Zelebrant eines Gottesdienstes? Auch wenn häufig zu lesen oder zu hören ist: ‚Der Festgottesdienst wurde von Pfarrer N. N. zelebriert’, so erweist sich diese Redewendung als höchst unangemessen.“
Prof. Jilek machte Unterschiede zwischen dem derzeit gültigen Deutschen Messbuch von 1975 und der gängigen Praxis an einigen Beispielen deutlich. Nach landläufiger Vorstellung wird bei Sakramentenfeiern jeweils zuerst die Materie (Wasser, Öl, Brot und Wein) geweiht und dann mit der geweihten Materie das jeweilige Sakrament gespendet. Zum rechten Verständnis ist jedoch wichtig, dass es z.B. bei der Weihe des Taufwassers nicht um ein Handeln Gottes am Wasser geht, sondern um das Handeln Gottes an den Taufkandidaten, die mit diesem Wasser „behandelt“ werden.
Dem Deutschen Messbuch von 1975/1988 sind nachfolgende Beispiele entnommen:
- 1.Das Brot für die Eucharistiefeier muss frisch sein. – Diese Vorgabe erfüllen Oblaten aus dem Tabernakel nicht.
- 2.Für die Eucharistiefeier ist Brot zu nehmen, das tatsächlich als Speise zu erkennen ist.
- 3.Das Brot für die Eucharistiefeier muss so groß sein, dass man es wirklich in mehrere Teile brechen kann.
- 4.Die Verwendung von großen Priesteroblaten und kleinen Oblaten für Laien widerspricht dem Gedanken, dass alle von dem einen Brot essen.
- 5.Kommunion aus dem Tabernakel steht in krassem Widerspruch zur Messordnung und in Widerspruch zum Auftrag Jesu. Was in den Tabernakel gegeben wird, ist nicht zur Verwendung in einer der nächsten Eucharistiefeiern gedacht, sondern für die Kranken und Sterbenden.
Zuletzt geändert am 20.03.2008