| |
Veröffentlicht am 26­.10.2011

26.10.2011 - Passauer Neue Presse

Hans Küng bei MiE in Passau: "Die Kirche braucht mehr Mut" (1)

"Die Kirche als Glaubensgemeinschaft der Christusgläubigen ist sehr wohl zu retten." Diese Antwort gab gestern Prof. Dr. Dr. Hans Küng seinem Gesprächspartner, dem ARD-Chefredakteur Thomas Baumann. Dieser führte am Mittwochabend im Atrium des Passauer Medienzentrums im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Menschen in Europa" das Gespräch mit dem Tübinger Theologen zum Thema "Ist die Kirche noch zu retten?"

Bis auf den letzten Platz war das Medienhaus gefüllt. 600 Gäste hörten gespannt und immer wieder Beifall klatschend dem Kirchenkritiker zu, der sich als "Diener der katholischen Kirche" verstanden wissen und ihr insofern einen Dienst erweisen will, indem er klar ausspricht, "woran die Kirche krankt".

Küng will die Kirche reformieren und "wegkommen von einem überkommenen mittelalterlichen System, einem absoluten Papsttum und einen forcierten Klerikalismus". Er forderte gestern die Katholiken zu mehr Mut auf, sich "gegen dieses römische System" zu stellen. Küng begnügte sich nicht mit der Zustandsbeschreibung der katholischen Kirche, sondern bot auch eine Strategie zur Durchsetzung von Reformen und zur "Gesundung der Kirche". Darin forderte er u.a. die Bildung von Reformgruppen in den Gemeinden und "die Aufhebung der Kirchenspaltungen zwischen den Ortsgemeinden". Außerdem würde er sich wünschen, dass möglichst viele Pfarrer und Diakone sich der österreichischen Pfarrerinitiative anschließen, die zum "Ungehorsam gegen Rom" aufgerufen hat.

str

http://www.pnp.de/region_und_lokal/stadt_und_landkreis_passau/passau_stadt/?em_cnt=253111





Sieben Punkte der Strategie zur Durchsetzung von Reformen, die Prof. Küng in Passau vorgetragen hat:

1. Möglichst viele Pfarrer und Diakone mögen sich als Gruppen oder als Einzelne der österreichischen Pfarrerinitiative anschließen.

2. In den Gemeinden mögen sich Reformgruppen von Frauen und Männern bilden, welche die Reformen auf Gemeindeebene vorantreiben.

3. Priesterlose Gemeinden sollen nicht nur Wortgottesdienst halten, sondern auch priesterlose Eucharistiefeiern: Erst nach dem gemeinsam gesprochenen Biblischen Abendmahlsbericht die Kommunion austeilen.

4. Die Kirchenspaltungen zwischen den Ortsgemeinden sollen aufgehoben werden (nach Bruchsaler Vorbild).

5. In den diözesanen und nationalen Gremien sollen die Reformen auch deutlich an die Adresse der Bischöfe gerichtet werden.

6. Die Reformvorschläge sollen von den Bischöfen an den Papst weitergereicht werden.

7. Das Internet soll zur Vernetzung der Kommunikation und zu gemeinsamen Aktionen für Reformen genutzt werden.

Zuletzt geändert am 08­.11.2011