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Veröffentlicht am 16­.07.2020

8. Juli 2020 und folgende - merkur.de

Leserbriefe zum und das Interview "Unabhängige Ordensfrauen" mit Sr. Susanne Schneider

13. August 2020
Zur Lage der Kirche in Deutschland
Stimmen zu katholischen Kirche; Leserforum 13. Juli, Claudia Möllers und Christoph Arens: Marx: Vatikan- Papier „vertieft Gräben“; Bayern 27. Juli

Sehr geehrter Herr Dr. Noske, woher genau kennen Sie die Anliegen der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“? Und vor allem: Sind Ihnen die
theologischen Reflexionen „Fülle in der verordneten Leere“ der Ordensfrauen über ihre Ostererfahrungen während der Corona-Krise im Wortlaut bekannt? Ich hoffe sehr, dass bei anderen Leserinnen und Lesern Ihres Leserbriefes nicht der Eindruck entstanden ist, dass die Ordensfrauen und die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ die Lehre der römisch-katholischen Kirche für vogelfrei erklären. Ganz im Gegenteil.

Der jahrzehntelange sexuelle Missbrauch durch Priester und Ordensleute sowie dessen Vertuschung waren Anlass des Kirchenvolksbegehrens im Jahre 1995. Dieses fand statt auf der Grundlage der dogmatischen Konzilskonstitution „Lumen Gentium“, Artikel 37, und des Canons 212, § 3 des Kirchenrechts. Danach haben die Gläubigen „das Recht und bisweilen sogar die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht,
den geistlichen Hirten mitzuteilen und sie unter Wahrung der Unversehrtheit des Glaubens und der Sitten und der Ehrfurcht gegenüber den Hirten und unter Beachtung des allgemeinen Nutzens und der Würde der Personen den übrigen Gläubigen kundzutun.“

Christian Weisner
Wir sind Kirche, Dachau

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15. Juli 2020
Stimmen zu katholischen Kirche; Leserforum 13. Juli

Sehr geehrter Herr Dr. Noske, Sie haben sich die Mühe gemacht, auf meinen Leserbrief im Merkur mit einem Leserbrief zu reagieren. Woher genau kennen Sie die Anliegen der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche? Und vor allem: Sind Ihnen die theologischen Reflexionen „Fülle in der verordneten Leere“ der Ordensfrauen über ihre Ostererfahrungen während der Corona-Krise im Wortlaut bekannt? Ich hoffe sehr, dass bei anderen Leserinnen und Lesern Ihres Leserbriefes nicht der Eindruck entstanden ist, dass die Ordensfrauen und die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die Lehre der römisch-katholischen Kirche für vogelfrei erklären. Ganz im Gegenteil.

Der jahrzehntelange sexuelle Missbrauch durch Priester und Ordensleute sowie dessen Vertuschung waren Anlass des KirchenVolksBegehrens im Jahre 1995. Dieses fand statt auf der Grundlage der dogmatischen Konzilskonstitution „Lumen Gentium“, Art. 37, und des Can. 212 § 3. des Kirchenrechts. Danach haben die Gläubigen „das Recht und bisweilen sogar die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, den geistlichen Hirten mitzuteilen und sie unter Wahrung der Unversehrtheit des Glaubens und der Sitten und der Ehrfurcht gegenüber den Hirten und unter Beachtung des allgemeinen Nutzens und der Würde der Personen den übrigen Gläubigen kundzutun.“

Seitdem setzt sich die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche ein für eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf der Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sowie der darauf aufbauenden theologischen Forschung und pastoralen Praxis.

Christian Weisner,
Wir sind Kirche-Bundesteam, Dachau

https://www.merkur.de/lokales/leserbriefe/leserbriefe/katholische-kirche-13832241.html

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3. Juli 2020
Rudolf Ogiermann:  Abrechnung mit der katholischen Kirche, Fernsehen, Ein mutiger Schritt; Leser- Forum 11./12. Juli 2020

Es war zu erwarten, dass Christian Weisner vom Verein „Wir sind Kirche“ die Äußerungen der „Unabhängigen Ordensfrau“ Susanne Schneider im Interview mit Lob bedenken würde.

Es gehört heute, da die katholische Kirche und deren Lehre für vogelfrei erklärt ist, kein Mut dazu, sie auch von völlig unkompetenter Seite (Vergleiche in derselben Merkur-Ausgabe „Abrechnung mit der katholischen Kirche“) zu kritisieren und verächtlich zu machen. Warum sollten dann nicht auch innerkirchliche Kritiker auf diesen Zug aufspringen? Die Frage aber stellt sich doch, ob das noch katholisch ist. Auch wir haben als Kinder Messe gespielt, uns gewissenhaft an Ritus und Rubriken gehalten und die Texte selbst lateinisch (aus dem Schott) zitiert.

Aber wir wären nie auf die Idee gekommen, dieses Tun sei die Feier eines wirklichen heiligen Messopfers gewesen.

Dr. Gottfried Noske
Wolfratshausen

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11.7.2020
Ein mutiger Schritt

Leserbrief zu Claudia Möllers: Unabhängige Ordensfrauen, Interview mit Susanne Schneider; Münchner Merkur 8. Juli 2020

Die Abhängigkeit katholischer Ordensfrauen von einem Priester, wenn sie gemeinsam Eucharistie feiern wollen, ist himmelschreiend.

Der Auftrag von Jesus "Tut dies zu meinem Gedächtnis" gilt allen, die an ihn glauben.

Eine spezielle Weihe, abgesichert durch das Alleinstellungsmerkmal Zölibat, hat sich erst im Laufe der Geschichte der Kirche entwickelt. Der mutige Schritt der Gruppe der Münchner „Ordensfrauen für Menschenwürde“, die in der Corona-Zeit, als kein Priester in ihr Kloster kommen durfte, auch alleine Eucharistie-Gottesdienste gefeiert hat, ist deshalb sehr zu begrüßen.

Ihre gut formulierten Ostererfahrungen "Fülle in der verordneten Leere" sprechen das aus, was viele Glaubende denken und was auch theologisch stimmig ist. Und für die Kirchengemeinden gilt: Statt immer mehr von ihnen zu schließen und zusammenzuleben, sollte die Kirchenleitung die Glaubenden anleiten und ermutigen, neue Wege zu gehen, die der Kirche in Deutschland eine Zukunft eröffnen.

Kirche ereignet sich dort, wo Gemeinde ist, nicht dort, wo zufällig ein Priester ist.

Christian Weisner
KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche, Dachau1

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8. Juli 2020
Unabhängige Ordensfrauen
Interview mit Schwester Susanne Schneider

Die Corona Zeit mit ihren Beschränkungen hat zu neuen Erfahrungen in der katholischen Kirche geführt. Zehn Ordensfrauen haben ihre Erfahrungen in einem viel diskutierten Papier festgehalten. Sie stellen fest, wie abhängig Frauen von geweihten Männer in der Kirche sind. Eine von ihnen ist Schwester Susanne Schneider von den Missionarinnen Christi aus München.

Welche Konsequenzen fordern Sie?

Für die Eucharistie muss ein Priester „eingeflogen“ werden, dann kann die Messe gefeiert werden. Wenn nicht, dann nicht. Die Eucharistie ist für uns ein großer Wert. Warum sind wir so abhängig? Wir fühlen uns in der Lage, selbst der Eucharistie vorzustehen.

Welche Reaktionen haben sie besonders überrascht?

Überrascht hat mich, das zuerst ausschließlich positive Reaktionen kamen. Erst jetzt in der zweiten Runde kamen Hass-Mails, in denen es heißt: Wir Ordensfrauen sind nicht demütig. Wir hätten ja freiwillig diese Lebensform gewählt und wissen müssen, was uns erwartet. Was mich aber gefreut hat, ist, dass viele Frauen ein befremdliches „Grummeln im Bauch“ verspürt hatten und es zunächst auf Corona zurückgeführt hatten. Sie schreiben uns, dass wir Formulierungen gefunden hätten, die sie nicht hätten ausdrücken können. Wir verstehen uns als Sprachrohr - nicht nur von Ordensfrauen, sondern vieler Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Haben auch Priester und sogar Bischöfe reagiert?

Bischöfe leider nicht. Wir haben das Papier mit sehr viel Überlegung an Bischöfe geschickt. Aber Null Komma null Reaktionen bekommen. Mehrere Priester schreiben: „Endlich habt ihr formuliert, was auch wir empfinden.“ Sie fühlten sich missbraucht, die großen Pfarreien machten sie kaputt. Sie wünschen dasselbe wie wir.

Ordensfrauen haben doch Gehorsam versprochen - ist es damit nun vorbei?

In gewisser Weise. Gehorsam, Armut, Ehelosigkeit sind hohe Werte. Da gibt es nichts zu rütteln, aber auch viel zu diskutieren. Die Frage ist: Was heißt Gehorsam? Das hat sich seit der Nazizeit in der Gesellschaft gewandelt. Gehorsam heißt nicht mehr: Ich mache, was mein Vorgesetzter sagt, egal was es ist. Das kann nicht mehr sein! Es geht darum, dass wir gemeinsam forschen, was wir als Willen Gottes erkannt haben. Es wird hoffentlich gerungen und dann das gemeinsam getan, was der größeren Ehre Gottes dient. Die Zeiten, in der die Oberen bestimmt hat, wo man eingesetzt wird, die sind vorbei.

Wie geht es nun weiter mit dem Papier?

Wir wollen einen breiten Gesprächsprozess anregen. Es läuft ja schon viel - es gibt den „Synodalen Weg“, in vielen Gemeinden wird ernsthaft über einen guten Weg gerungen. Wir möchten, dass auch über unsere Vorschläge diskutiert wird. (Nähere Infos unter ofmw.webflow.io)

Interview: Claudia Müllers


 

Zuletzt geändert am 15­.09.2020