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Veröffentlicht am 15­.12.2019

14.12.2019 an die Passauer Neue Presse

Synodaler Weg als Chance!

Leserbrief zum Interview mit Bischof Oster zu Machtausübung, Zölibat, Sexualmoral und Frauen in Kirche
https://www.pnp.de/lokales/stadt_und_landkreis_passau/passau_stadt/3545337_Bischof-zu-Machtausuebung-Zoelibat-Sexualmoral-und-Frauen-in-Kirche.html

Bischof Oster kann ich bei folgenden Aussagen zustimmen: wir brauchen eine neue kirchliche Gerichtsbarkeit, es sollte Änderungen beim Bischofsernennungsrecht geben, beim Missbrauch ist die Machtfrage zentral und der Missbrauch hat auch systemische Ursachen. Wichtig ist auch, dass Bischof Oster zugibt, dass die beiden Aufgaben zusammenhängen, nämlich den Glauben zu stärken und Strukturen der Kirche zu reformieren.  Dies darf nicht gegenseitig ausgespielt werden.

Fragezeichen sind u.a. hinter folgende Aussagen anzubringen: man solle den Anspruch von Papst Johannes Paul II., er habe die Frage der Frauenweihe endgültig geklärt und man darf auch nicht mehr darüber reden, akzeptieren. Nein: seine autoritäre, letztlich einsame Entscheidung war kein Dogma, sie hat nicht den nötigen Konsens in der Kirche gesucht und gefunden. Der Anspruch von Johannes Paul geht auch so weit, dass er seine Nachfolger damit dominieren will. "Oberpapst" Johannes Paul und die "Unterpäpste" Benedikt und Franziskus sind im Kirchenrecht nicht vorgesehen. Seine Nachfolger sind auch Papst und müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Die Päpste haben alle das oberste Gesetz der Kirche (can. 1752 CIC/1983) zu achten und das ist das "Heil der Seelen", d.h. aller Menschen, sowohl der Frauen wie der Männer. Eine Diskriminierung von Frauen dient bestimmt nicht dem obersten Gesetz der Kirche!

Es ist auch nicht neu, dass Gott neben mehrheitlich heterosexuellen Menschen auch homo-, bi- und transexuelle Menschen geschaffen hat. Entweder werden diese Menschen in ihrem Sosein und ihrer Menschenwürde anerkannt oder sie werden - in unchristlicher Weise- diskriminiert. Die Kirche hätte hier die diakonische Aufgabe, die Menschenwürde und das "Heil der Seelen" unabhängig von der sexuellen Orientierung zu verteidigen. Eine christliche Sexualmoral muss aber gleichzeitig jede Form der Gewalt/Vergewaltigung/Missbrauch theoretisch und praktisch verbieten und bekämpfen. Da sind und werden anscheinend noch immer sehr schwere Verbrechen durch Kleriker sowohl an Kindern und Jugendlichen wie auch an abhängigen Ordensfrauen begangen.

Wenn die 27 deutschen Bistümer ihre Probleme und Lösungsvorschläge deutlich machen, ist es die Aufgabe der "Weltkirche" hier unterstützend zu wirken und nicht als Hindernis. Orts- und Weltkirche sind nicht gegenseitig auszuspielen. Wir haben auch seit der päpstlichen Sozialenzyklika Quadragesimo anno (1931) das Subsidiaritätsprinzip in der Kirche. Das muss geachtet werden. Papst Franziskus spricht zurecht davon, dass Synodalität zuerst von "unten nach oben" und dann umgekehrt funktioniert. Von einem "nationalen Sonderweg" zu sprechen ist abwegig.

Die Beurteilung des Zölibats sieht anders aus, wenn man die Erkenntnisse der Kirchengeschichte (hier: Hubert Wolf z.B.) berücksichtigt. So wie es einen verheirateten Papst, nämlich Petrus, gibt und die meisten Apostel verheiratet waren,  so muss es auch verheiratete Priester, die es viele Jahrhunderte in der Kirche gab, wieder geben. Der Zölibat hat seinen Sinn nur als wirklich freiwillig gewählte Lebensweise.  Diese Freiwilligkeit steigert dann auch seine Glaubwürdigkeit.

Früher haben in der Gesellschaft auch die Monarchen als "von Gottes Gnaden" den Anspruch vertreten, die Wahrheit unabhängig von der Mehrheit allein und autoritär zu bestimmen. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei.

Auch in der Kirche müssen die Ansätze, mehrheitlich über die Wahrheit zu bestimmen, z.B. auf Konzilien und Synoden oder im Ordensrecht, massiv ausgebaut werden. Das gesamte Volk Gottes besitzt die Gabe des Hl. Geistes, der zur Wahrheit führt und nicht eine kleine Minderheit gegen das gesamte Volk Gottes!

Wünschenswert ist es, wenn die drei Passauer Mitglieder des Synodalen Wegs (Bischof Oster, Pfarrer Kriegbaum, Rechtsanwalt Bieber) versuchen würden, öffentlich über den Fortgang des Synodalen Wegs regelmäßig zu berichten und den Kontakt zu den Mitchristen halten. So kann Partizipation und Synodalität gelebt werden.

Axel Stark, Passau

Zuletzt geändert am 15­.12.2019