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Veröffentlicht am 11­.08.2008

11.8.2008 an Wir sind Kirche

zur Stellungnahme zu den aktuellen Missbrauchsfällen im Bistum Bamberg und anderswo

Hallo, gerne möchte ich einmal grundsätzlich auf dieses Thema reagieren und zwar weil mir nirgendwo die Frage nach der Ursache begegnet ist. Ist die Ursache nicht ganz einfach hausgemacht? In der Sprache unseres westlichen Nachbarn,die Niederlande, gibt es dafür eine wunderschön griffige Formulierung,die den Nagel auf den Kopf trifft:"een koekje van eigen deeg"- wörtlich übersetzt: "ein Plätzchen vom eigenen Teig" Mit anderen Worten: die traurigen sex- Berichte sind schlichtweg nichts anderes als die direkte Konsequenz jener Sexualerziehung,die wir der katholischen Sexualmoral zu verdanken haben. Die Grundlagen der kath. sexualoral sind meines erachtens augustinischer und paulinischer provenienz.

So verwundert es doch nicht,dass es eine ganze reihe vom katholiken -vor allem männlichen geschlechts- bei denen das Ergebnis ihrer "Sexualentwicklung" (deren qualitative wie quantitative Ausprägunghier hier an dieser Stelle offen bleiben muss) sich nicht mit derbürgerlichen oder römisch-kath. Konvention deckt.

Die Folge ist eine gesellschaftliche Auffälligkeit.,die sich beispielsweise in Fragen äussert "weshalb bist du eigentlich nicht verheiratet?"

Dieser Frage kann man vorgreifen durch eine geistliche Berufswahl - Zölibat als Schutzfunktion- (ein grund des momentanen priestermangels könnte vielleicht auch darin bestehen,dass sich die oben genannten bürgerlichen Konventionen gottseidank verändert haben,was wiederum zum Rückgang der früheren Auffälligkeit geführt hat).

Für Mensch,Kirche und Gesellschaft hat es gleichgültig zu sein ob jemand Hetero,Homo oder Bi ist, gefährlich kann es in der Kirche nur werden,wenn jemand überhaupt nichts ist ! Und eine weitere Frage: Wie sollen Kleriker im Alter von ca. 60-80 Jahren umgehen mit einer Thematik,die in der Kirche wie keine andere bis heute tabuisiert wurde? Ein 70jähriger nicht-klerikaler wird schon aufgrund seiner sozialisation ziemlich befangen sein,für jemanden im Dunstkreis der kath.kirche aufgewachsenen 70jährigen bedeutet eine beratende funktion gelinde ausgedrückt eine überforderung. Hier ist im Interesse aller Profession angesagt!

In diesem Zusammenhang fällt mir wieder mein Steckenpferd ein,und zwar das ausräumen der leidlichen und sich hartnäckig behauptenden falschen Definition des Immaculata- Dogmas. Mit diesem Dogma ist Nicht die Lehre von der Parthenogenese gemeint! Der einzige grund,weshalb mich dieser grasierende Irrtum ärgert ist die Tatsache,dass eine permanente Konnotation von Sexualität und "Makel" gefördert und kolportiert wird.

Wer es fassen kann,der fasse es.

Mit freundlichem Gruss

Jürgen Theyssen
vom unteren Niederhein

Zuletzt geändert am 12­.08.2008