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Veröffentlicht am 01­.08.2019

August 2019 – „Kirche In“

Keine Ökumene ohne Mahlgemeinschaft!

Auch nach 16 Jahren berichten uns immer wieder Menschen, wie sehr sie die beiden ökumenischen Gottesdienste in der Gethsemanekirche „am Rande“ des 1. Ökumenischen Kirchentages 2003 in Berlin bewegt haben, die Wir sind Kirche mitgestaltet hat. Es waren wahrhaft ökumenische Gottesdienste – mit wechselseitiger Gastfreundschaft bei Eucharistie und Abendmahl (www.wir-sind-kirche.de/oekt/gottesdienste.htm). In das offizielle Kirchentagsprogramm durften sie nicht aufgenommen werden, fanden aber trotzdem große Aufmerksamkeit. Leider auch dadurch, dass die katholischen Priester Prof. Dr. Gotthold Hasenhüttl und Bernhard Kroll von ihren Bischöfen abgestraft wurden. Der damalige Trierer Bischof Reinhard Marx suspendierte Professor Hasenhüttl vom Priesteramt und entzog ihm die kirchliche Lehrbefugnis. Beides ist bis heute nicht korrigiert worden. Und das, obwohl sich Kardinal Marx und die große Mehrheit der deutschen Bischöfe jetzt dafür aussprechen, dass evangelische Ehepartner die Kommunion empfangen dürfen. Was für ein Widerspruch!

Beim 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München wurde ganz offiziell zu einer Artoclasia, einer Feier des Brotbrechens aus der Tradition der orthodoxen Kirche geladen. Normalerweise zeichnen sich ökumenische Gottesdienste immer noch dadurch aus, dass auf ein ganz wesentliches Element, nämlich das gemeinsame Mahl, verzichtet wird oder verzichtet werden muss. Was für ein Widerspruch auch dies, den hinzunehmen immer mehr Menschen nicht mehr bereit sind.

Selbst das Jahr 2017, in dem mit großem Aufwand und großer Eintracht das 500-jährige Reformationsgedenken begangen wurde, hat trotz der ermutigenden Signale des Papstes und von Kardinal Kasper in der Frage der Mahlgemeinschaft keinerlei Fortschritte gebracht. Ganz im Gegenteil: Der offene Streit der deutschen Bischöfe um die „Handreichung“ für konfessionsverbindende Ehen, die am Ende nur eine „Orientierungshilfe“ sein durfte, hat der Ökumene sehr geschadet.

Doch bis zum 3. Ökumenischen Kirchentag, der 2021 in Frankfurt am Main stattfinden wird, muss es anders werden! Die große Mehrheit der Christinnen und Christen praktizieren die eucharistische Gastfreundschaft allüberall. Und sie erwarten, dass die Kirchen in der Frage der Gastfreundschaft bei Eucharistie und Abendmahl endlich auch offiziell den Schritt machen, zu dem Papst Franziskus mehrfach ermutigte. Denn die Ökumene ist und bleibt ein Prüfstein für die Glaubwürdigkeit des Christentums gemäß Jesu Auftrag „...damit alle eins seien“ (Joh 17,21). Nur gemeinsam können die Kirchen heute – in versöhnter Verschiedenheit – den Menschen das Evangelium, die Hoffnungsbotschaft Jesu Christi, glaubhaft und glaubwürdig verkünden und bezeugen.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 17­.07.2019