30.5.2003 - kirchensite (Bistum Münster)

Abendmahl als Medienspektakel

Kritik von Bischöfen und Kirchentagsleitung

Berlin. Es ist passiert: Die erste gemeinsame Abendmahlfeier von Protestanten und Katholiken auf dem Ökumenischen Kirchentag fand am Christi Himmelfahrtsabend (29.05.03) in der Gethsemane-Kirche im Berliner Stadteil Prenzlauzer Berg statt. Rund 2.000 Gläubige nahmen an diesem medial inszenierten Ereignis teil.

Katholischer Zelebrant war der österreichische Priester Dr. Gotthold Hasenhüttl (69), der bis zu seiner Emeritierung Professor für Systematische Theologie in Saarbrücken war und Vorsitzender der Internationalen Paulusgesellschaft ist. Mehrere evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer standen dem Gottesdienst ebenfalls vor, den die Initiative „Kirche von unten“, die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ und die evangelische Gastgebergemeinde initiierten.

Die nach katholischem Kirchenrecht umstrittene Feier stößt auf scharfe Kritik der katholischen Bischöfe und wird auch von der Kirchentagsleitung abgelehnt. Hasenhüttl sagte nach der Feier vor Journalisten: „Ich habe überhaupt nicht gegen die kirchlichen Vorschriften verstoßen. Hasenhüttl


Rund 100 Journalisten waren unter den 2.000 Menschen bei der Abendmahlsfeier in der Gethsemane-Kirche; Kameras hielten alles im Bild fest.

Nach der Enzyklika ‚Ecclesia de euchristia’ ist eine Interzelebration unstatthaft, das bedeutet, es ist unstatthaft, dass der evangelische Part die Worte über das Brot spricht und der katholische Part ber den Wein.“ Und das ist bei diesem Gottesdienst nicht gemacht worden – Hasenhüttl stand allein am Altar und zelebrierte nach katholischem Ritus die Wandlung. Danach empfingen alle Gläubigen, die wollten, im Gotteshaus Brot und Wein.

Mit amtskirchlichen Konsequenzen für ihn rechne er nicht, sagte Hasenhüttl. Der Berliner Erzbischof Kardinal Georg Sterzinsky hatte mittags vor der umstrittenen Abendmahlsfeier auf Anfrage von Journalisten diesbezüglich gesagt, man werde zunächst prüfen müssen, was bei der Feier objektiv passiert sei und dabei auch die subjektiven Beweggründe mit berücksichtigen, bevor man den Gesamtvorgang beurteile.

Text und Fotos: Karin Wollschläger, 30.05.03

Zuletzt geändert am 25­.11.2008