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Veröffentlicht am 28­.02.2016

Bundesversammlung Osnabrück

„Kirchen müssen eindeutig Stellung beziehen zu TTIP und anderen Freihandelsabkommen“

Pressemitteilung Osnabrück, 28. Februar 2016

Wir sind Kirche-Bundesversammlung "Die Sorge für unser gemeinsames Haus" 26.-28. Februar 2016 in Osnabrück

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche spricht sich dafür aus, dass die Kirchen auf allen Ebenen eindeutig gegen TTIP und andere problematische Freihandelsabkommen Stellung beziehen und die Politik auffordern, diese abzulehnen. Freihandelsabkommen dieser Art würden fundamental gegen die kirchliche „Option für die Armen“ verstoßen, wie sie zuletzt auch Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si‘ formuliert hat.

In seiner umfassenden Einführung in das am 18. Juni 2015 veröffentliche päpstliche Rundschreiben Laudato si‘ zeigte Andreas Lienkamp, Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Osnabrück, auf der 38. Bundesversammlung der katholischen Reformbewegung in Osnabrück eindrücklich auf, welch Meilenstein diese Umwelt- und Sozialenzyklika in der Tradition päpstlicher Sozialverkündigung sei. Papst Franziskus mache deutlich, dass der Einsatz für eine „ganzheitliche Ökologie“ zentraler Bestandteil unseres Glaubens ist. Dies erfordere auch eine neue Wahrnehmung und Deutung der biblischen Schöpfungserzählungen sowie des sich daraus ergebenden Auftrags an die Menschheit, Hüterin von Mutter Erde zu sein.

Die Enzyklika liefere kein Weltuntergangsszenario, so Lienkamp. Die wissenschaftlich fundierte Beschreibung der ökologisch-sozialen Krise mache aber deutlich, wie dringend notwendig eine „kulturelle Revolution“ sei, bei der die Kirchen Anwältin all derer sein müsse, die jetzt und zukünftig von jeder Teilhabe ausgegrenzt sind.
In der anschließenden Diskussion gab es viel Zustimmung zu den politischen und moralischen Herausforderungen der Enzyklika. Die ganze Kirche sollte sich diese Enzyklika noch viel mehr zu eigen machen, als dies bis jetzt der Fall ist. Als Defizite bzw. "blinde Flecken" der Enzyklika werden allerdings die mangelnde Berücksichtigung der Frauenfrage und fehlende Aussagen zur Familienplanung und Bevölkerungspolitik gesehen.

Für eine neue deutsche Synode nach „Würzburger Modell“

Die Bundesversammlung fordert die deutschen Bischöfe auf, einen konkreten Zeitplan und rechtlichen Rahmen für die Einberufung einer neuen Synode für die deutschen Diözesen vorzulegen. Die am 12. Februar 2016 von den Bischöfen angekündigte unverbindliche Fortführung des fünfjährigen Gesprächsprozesses werde in keiner Weise dem Anspruch einer „synodalen Kirche auf allen Ebenen“ gerecht, die Papst Franziskus und das Zweite Vatikanische Konzil für notwendig halten. Die Synode müsse auch gemeinsame Entscheidungsbefugnisse von Kirchenleitung und Kirchenvolk haben, wie das bei der Würzburger Synode der Fall 1971-75 zur Umsetzung des Konzils der Fall war.

Für theologische Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung

Die Bundesversammlung unterstützt die von Theologieprofessoren vertretene Forderung nach einer grundlegenden theologischen Aufarbeitung der Ursachen sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung in der Kirche. Für die Aufklärung bestehender Missbrauchsvorwürfen sollten alle deutsche Bistümer niederschwellige Kontaktstellen mit kirchenunabhängigen und speziell ausgebildeten Personen einrichten. Die jüngsten Vorfälle im Bistum Hildesheim und bei den Regensburger Domspatzen machten deutlich, dass über die bisherige, in den einzelnen Bistümern sehr unterschiedlich geleistete Arbeit immer noch dringender Handlungsbedarf besteht.

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Die unter dem Gesamtthema „Die Sorge für unser gemeinsames Haus“ stehende 38. Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche zur Enzyklika Laudato si’ in der Katholischen Familienbildungsstätte Osnabrück hatte am Freitagabend mit Grußworten der Vorsitzenden des Katholikenrats Osnabrück, Katharina Abeln, des neugewählten ZdK-Präsidenten Prof. Dr. Thomas Sternberg sowie von Gert Heizer von der österreichischen Plattform Wir sind Kirche begonnen. Generalvikar Theo Paul hatte einen Gruß ausrichten lassen.

Auf die anschauliche Vorstellung Geschichte der Domstadt durch Heinz-Dieter Pees, Vorsitzender des Forums Osnabrück, folgte die spirituelle Einführung „Was ich nicht brauche, macht mich reich“ über die Lebenskunst von Bruder Franz und Papst Franziskus durch Dr. Martina Kreidler-Kos, Diözesanreferentin im Bistum Osnabrück, die auch über das Leben und Werk Klaras und Franziskus forscht.

Am Samstagabend feierten die 80 Teilnehmenden Gottesdienst mit der Gemeinde der Kleinen Kirche Osnabrück (www.kleinekirche.de). Den Abschluss am Sonntagvormittag bildet ein Stadtrundgang zu verschiedenen Stationen für eine geschwisterliche Kirche, der am Osnabrücker Dom endet. Es war die erste Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung in dieser Domstadt. Am regionalen Ökumenischen Kirchentag 1998 sowie am 97. Deutschen Katholikentag im Jahr 2008 hatte Wir sind Kirche aber bereits teilgenommen.

Pressekontakt Wir sind Kirche-Bundesteam:
Sigrid Grabmeier, Tel: 0170-8626 290, E-Mail: grabmeier@wir-sind-kirche.de
Magnus Lux, Tel: 0176-41 70 77 25, E-Mail: lux@wir-sind-kirche.de
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Zuletzt geändert am 28­.02.2016